Warum der Entwurf des SBGG in die Mülltonne gehört

Der am 09.05.2023 vorgelegte Entwurf für das „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) – Selbstbestimmungsgesetz“ ist vom Bundesjustizminister Marco Buschmann mit „biologistischem Quatsch verunstaltet“ und ein gefährlicher Einschnitt in die Grundrechte von geschlechtsdiversen Menschen.

1. Nach dem alten Transsexuellengesetz (TSG) wurden wir unserem Geschlecht als zugehörig angesehen und bekamen die dazugehörigen Rechte und Pflichten.

TSG § 10 Wirkungen der Entscheidung
(1) Von der Rechtskraft der Entscheidung an, daß der Antragsteller als dem anderen Geschlecht zugehörig anzusehen ist, richten sich seine vom Geschlecht abhängigen Rechte und Pflichten nach dem neuen Geschlecht, soweit durch Gesetz nichts anderes bestimmt ist.

2. Mit Inkrafttreten des SBGG werden wir diese verlieren und aberkannt bekommen.

SBGG Zu § 15 (Übergangsvorschriften S. 61)
Zu Absatz 2 Für eine bereits nach dem TSG oder nach § 45b PStG abgeschlossene Änderung des Ge­schlechtseintrags und der Vornamen gilt zukünftig die Regelung des § 2 SBGG mit den darauf verweisenden Normen. Dies bedeutet, dass auch für eine Änderung des Ge­schlechtseintrags und der Vornamen nach dem Recht vor dem Inkrafttreten dieses Geset­zes die §§ 6 bis 13 SBGG Anwendung finden; auch § 14 SBGG, der sich auf § 13 Absatz 1 SBGG bezieht, findet dann Anwendung. Damit soll erreicht werden, dass einheitliche Re­gelungen für die Rechtsfolgen nach einer Änderung des Geschlechtseintrags oder der Vor­namen unabhängig vom Zeitpunkt der Änderung gelten.

3. Nicht mehr unser Geschlecht wird anerkannt, lediglich unser „Geschlechtseintrag im Perso­nenstandsregister“ kann geändert werden.

SBGG § 2 Person, deren Geschlechtsidentität von ihrem Geschlechtseintrag im Perso­nenstandsregister abweicht, kann gegenüber dem Standesamt nach Maßgabe des § 45b des Personenstandsgesetzes erklären, dass die Angabe zu ihrem Geschlecht in einem deutschen Personenstandseintrag geändert werden soll.

4. Unser Geschlecht ist damit nicht mehr grundsätzlich anerkannt, sondern ausschließlich dort, wo auf den Personenstand Bezug genommen wird.

SBGG § 6 Wirkungen der Änderung des Geschlechtseintrags und der Vornamen
(1) Der jeweils aktuelle Geschlechtseintrag und die jeweils aktuellen Vornamen sind im Rechtsverkehr maßgeblich, soweit auf die personenstandsrechtliche Geschlechtszuord­nung oder die Vornamen Bezug genommen wird und durch Gesetz nichts anderes be­stimmt ist.

5. In öffentlichen Räumen gilt unser Geschlecht dann nicht mehr.

SBGG § 6 (2) Betreffend den Zugang zu Einrichtungen und Räumen sowie die Teilnahme an Veranstaltungen bleiben das Hausrecht des jeweiligen Eigentümers oder Besitzers und das Recht juristischer Personen, ihre Angelegenheiten durch Satzung zu regeln, unberührt.

6. Vom Sport werden wir zukünftig ausgeschlossen sein.

SBGG § 6 (3) Die Bewertung sportlicher Leistungen kann unabhängig von dem aktuellen Ge­schlechtseintrag geregelt werden.

7. Sogar unsere Gesundheitsversorgung nach der Transition kann nach Belieben gestrichen werden.

SBGG § 6 (4) Auf den aktuellen Geschlechtseintrag kommt es nicht an, wenn medizinische Maß­nahmen zu ergreifen sind.

8. Zum Kriegsdienst können wir jederzeit eingezogen, die noch vorhandene Fristenlösung kann mühelos per Gesetz aufgehoben werden.

SBGG § 9 Zuordnung zum männlichen Geschlecht im Spannungs- und Verteidigungsfall
Die rechtliche Zuordnung einer Person zum männlichen Geschlecht bleibt, soweit es den Dienst mit der Waffe auf Grundlage des Artikels 12a des Grundgesetzes und hierauf beruhender Gesetze betrifft, für die Dauer des Spannungs-oder Verteidigungsfalls nach Artikel 80a des Grundgesetzes bestehen, ….

Der Buschmann-Entwurf des SBGG gehört in die Mülltonne!

Weiterlesen: Stellungnahmen zum Selbstbestimmungsgesetz (SBGG)

  1. dgti e.V. 
  2. Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb)
  3. Trakine 
  4. Intergeschlechtliche Menschen e.V.
  5. Sven Lehmann 

 

 

2. Dyke March Lüneburg 2023

Auf dem ersten Dyke March hatte ich am Sande einen kleinen Beitrag gemacht. Hier folgt meine Rede auf dem zweiten Dyke March:

Am Donnerstag war ich als Zeitzeugin bei einem lesbischen Filmproduktionsteam eingeladen und im Anschluss sprachen wir über unsere Erfahrungen als ältere Frauen. Eine Lesbe erzählte, wie sie in der Hamburger Frauenkneipe Mitte der 80er Jahre nicht bedient wurde, weil sie lange Haare hatte. Ich selber wurde dort rausgeschmissen, weil ich eine junge trans Frau war. Wir beide waren nur noch ein einziges Mal danach dort, beide mit Freundinnen. Mein Lebensgefährte hat als Junglesbe übrigens eine vergleichbare Erfahrung in der Lesbengruppe des mhc gemacht. 

Für uns alle hatte diese Erfahrung gravierende Folgen, wir hielten uns von da an, aus diesen lesbischen Strukturen fern.

Alter Kran

Was ist eine Lesbe? Was ist eine Frau? 

Darüber haben wir keine Einigkeit, es gibt darüber kein gemeinsames Verständnis. Nicht einmal die Wissenschaft liefert einfache Antworten. 

Trotzdem geben sich einige von uns einfache Antworten. Sich selber Antworten zu geben, auch einfache, ist das Recht von jeder von uns.

Aber!

Diese Antworten schließen eine große Gruppe Lesben und Frauen aus. 

Es diskriminiert, es hinterlässt lebenslange Verletzungen, lebenslange Narben, die sich nicht mehr ganz heilen lassen. Die wir in uns tragen und in unsere Beziehungen nehmen und die uns manchmal einsam machen. 

Das sind die Verletzungen, die wir uns gegenseitig zufügen und die sind deshalb besonders schlimm, weil wir uns so nahe stehen.

Deshalb stehen wir, die trans Community, solidarisch hinter den Forderungen von dyke march germany:

– Mehr Sichtbarkeit der vielfältigen Lesben und frauenliebenden Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Menschen (FLINTA) ohne stereotypische Zuordnungen und Beschreibungen.

– Mehr Raum und Räume für Lesben* in der queeren Szene

– Aktive Prävention, Sichtbarmachung und aktiver Schutz von Gewalt, Hassverbrechen und sexualisierte Gewalt gegen FLINTA.

– Solidarisches Einstehen unter FLINTA füreinander und gegenseitiges Empowerment: Lesben und FLINTA, verbündet euch und lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen!

Je mehr lesbische Sichtbarkeit, desto besser!

L withthe T – not a debate

ALL DYKES* ARE BEAUTIFUL

Geschlechter- und Altersverteilung bei Transsexualität

Überblick

  1. Anteil queerer Menschen in Deutschland:
    7,3% LGBT (Zandt, 2022) bis
    14% LGBTI+  (OECD, 2023)
  2. Anzahl Menschen, die sich als trans bezeichnen:
    0,8% trans Männer in den USA (Jones, 2022 („transg. woman“)) entsprächen in Deutschland: 337.000 trans Männer  (Bundesamt, 2021)
    0,6% trans Frauen in den USA (Jones, 2022 („transg. men“)) entsprächen in Deutschland: 246.000 trans Frauen (Bundesamt, 2021)
    Das Verhältnis trans Männer zu trans Frauen beträgt 1,4 zu 1, mit einer jährlichen Steigerung seit 2012 von 5,6% (Kost, 2023).
    3% bezeichnen sich in Deutschland als “nicht cisgender”  (OECD, 2023)
  3. Zahlen zu Transgeschlechtlichkeit:
    2,4% der 13 bis 18 Jährigen bezeichnen sich als “divers” in der SCHULBUS Studie (Baumgärtner, 2023)
    2,1% der 1995-2012 geborenen bezeichnen sich als transgender in den USA  (Jones, 2022)
  4. dgti Ergänzungsausweis (Regh, Wißgott, & Weitzel, 2021)
    20.674 (1999 bis 2022)
    3.455 (2021) M 1.678, F 959, NB 818; 1,5:1:0,5
    5.587 (2022) M 2.460, F 1.422, NB 1.705; 1,7:1:1,2
  5. Verfahren nach Transsexuellengesetz (TSG) (Justiz, 2022)
    36.505 (1985 bis 2021)
    2.582 (2019) + §45 1.036
    2.687 (2020) + §45 549
    3.232 (2021)
  6. Detransitionen (Weitzel, 2021)
    0,43% (2019) oder
    1% (Kost, 2023) ergäbe auf der Basis des TSG im Jahr 2021 höchstens 32 Detransitionierende in ganz Deutschland, mit einer Verteilung von 1,8 trans Frauen zu 1 trans Mann.
  7. Geschlechtsangleichende Operationen (Brandt, 2021) und (Radtke, 2022)
    2.155 (2020), u20=144, u18=20, u15=keine, F=1.462, M=693, 2,1:1
    2.598 (2021), u20=190, u18=?, u15=keine, F=1.719, M=879, 2:1

Zum Vergleich:

16.000 Mädchen unter 14 Jahren verletzen sich jährlich beim Pferdesport (Roggenkamp, 2016), 3.000 (18,4%) zogen sich Verletzungen am Kopf zu.

808.507 verschiedene Eingriffe wurden 2020 in Deutschland am Rücken durchgeführt (Blech, 2022). 85% der Rückenschmerzen haben keine erkennbare organische Ursache und nur 5% der Rückenoperationen waren gerechtfertigt.

Quellen

 

Detransition

Es gibt in dem grundsätzlichen Umgang mit trans Geschlechtlichkeit einen relevanten fachlichen Denkfehler. Es ist die Idee vom „Geschlechtswechsel“ oder der „Geschlechtsumwandlung“. Darauf beruhen die binären Setzungen der mds-Richtlinie. Sie beeinflussen die sich darauf stützenden Behandlungsansätze und den Begutachtungsprozess. Sie implizieren Erwartungen bei Behandelnden und Begutachteten an Lebensläufe, Indikationskriterien, Rollenerwartungen, Sexualität, Passing und viele weitere Faktoren, die mit „richtig“ und „falsch“ gelabelt werden. Es gibt einen bewussten und unbewussten Druck, dem binären System zu entsprechen, obwohl das möglicherweise gar nicht passend ist.

Der Weg zum eigenen Geschlecht ist selten gradlinig, sondern für die meisten trans Menschen mit Irrungen, Versuchen und Umwegen verbunden. Deshalb ist Detransition ein wichtiges Thema, also ob es ein Anliegen war, die Geschlechtsangleichung oder Teile davon rückgängig zu machen. Transition wird nicht als gradliniger Prozess verstanden und das wird in der Beratung besonders berücksichtigt. Abbrüche und Pausen sind ausdrücklich erwünscht. Denn nichts ist fataler, als wenn von therapeutischer Seite binäre Transitionen eingefordert und forciert werden.

Es gibt für Deutschland keine öffentlichen Zahlen zur Detransition (Wilken, 2022). Trotzdem oder vielleicht sogar deshalb, geistert die Frage des „Bereuens“ der Transition wie ein Schreckgespenst durch die mediale Berichterstattung. Seit 2019 war für 14 Menschen Detransition ein Anliegen in der Beratung (Kost, 2023). Das entspricht einem Anteil von 1% und ist vergleichbar mit den Ergebnissen einer Untersuchung von Rückabwicklungen über das Transsexuellengesetz im Zeitraum von 2005-2014 (Weitzel, 2021). Die dortige Quote ergab 0,43% Rückabwicklungen.

Von 14 detrans Personen waren 5 trans Männer, von denen 4 zurück zu Frauen und 1 zu nicht binär detransitionierten. 9 Personen waren trans Frauen, von denen nur eine zurück zum Mann detransitionierten und 89% ihren geschlechtlichen Status nicht in die Binarität kategorisierten. Das Verhältnis der Geschlechter beträgt 1,8 trans Frauen zu 1 trans Mann, es sind also eher die trans Frauen, die detransitionieren.

Der Altersdurchschnitt betrug bei den trans Männern 30 Jahre und liegt 7 Jahre hinter den 24 Jahren, mit denen im Schnitt mit der Transition begonnen wurde. Die trans Frauen detransitionieren im Schnitt mit 39 Jahren, das liegt ebenfalls 7 Jahre nach den 31 Jahren Transitionsbeginn.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass 94% der trans Kinder, die sehr früh transitionieren, auch nach einem Zeitraum von 5 Jahren nach ihrer sozialen Transition bei ihrer Aussage bleiben, dass ihnen das falsche Geschlecht bei Geburt zugewiesen wurde (Olson, Durwood, Horton, Gallagher, & Devor, 2022). Nur 2,5% kehren zum Zuweisungsgeschlecht zurück, 3,5% identifizieren sich als nicht-binär und 1,3% sind zunächst nicht-binär, dann cis und letztlich binär trans. Die These, dass der überwiegende Anteil von sich geschlechtsdivers einordnenden Kinder, nach der Pubertät homosexuell würden, ist schlicht falsch.

Eine der größten Analysen zum Thema Detransition, mit Daten aus dem U.S. Transgender Survey, ergab, dass 8% Phasen von Detransitionen auf ihrem Weg erlebten (Turban, Loo, Almazan, & Keuroghlian, 2021). Die Gründe dafür lagen bei 82,5% an externen Faktoren, wie Druck durch die Familie und gesellschaftliche Stigmatisierung. Für den kleineren Teil, 15,9 % der Befragten, waren es innere Faktoren, darunter Schwankungen der Geschlechtsidentität oder Unsicherheiten.

Die Veränderungsdynamik zur Detransition ist also bei Menschen, die sehr früh transitionieren leicht erhöht mit 2,5%, als wenn sie später transitionieren mit 1%. Für die praktische Arbeit hat das keine Auswirkungen, weil es sich um absolute Einzelfälle in Deutschland handelt.

 

Literaturverzeichnis

Kost, C. (2023). Geschlechter- und Altersverteilung bei Transsexualität, 4Be 2019-2022 (N=1.370). Hamburg: Therapiehilfe gGmbH.

Olson, K., Durwood, L., Horton, R., Gallagher, N., & Devor, A. (04. 05 2022). Gender Identity 5 Years After Social Transition. Pediatrics. Abgerufen am 28. 05 2022 von https://doi.org/10.1542/peds.2021-056082

Turban, J., Loo, S., Almazan, A., & Keuroghlian, A. (31. 03 2021). Factors Leading to “Detransition” Among Transgender and Gender Diverse People in the United States: A Mixed-Methods Analysis. LGBT Health, 8(4)(May-Jun 2021), S. 273-280. doi:10.1089/lgbt.2020.0437

Weitzel, P. (2021). Ist Detransition ein Thema? Frankfurt: dgti. Abgerufen am 28. 05 2022 von https://www.facebook.com/dgtiev/posts/pfbid02KYLwGD8PqTqqph9mYEp3U6JoHqSndcgBEP4wgnHtAmezDDoPRinLpBpswPFYj7XJl

Wilken, J. (28. 09 2022). dgti.org. Abgerufen am 23. 02 2023 von Detransition, Fakten und Studien: https://dgti.org/2022/09/28/jenny-wilken-detransition-fakten-und-studien-9-2-2022/

trans Kids Ethik

Bei der Behandlung von trans Kindern gibt es in Deutschland keine feste Altersgrenzen! Die Behandlung ist ausschließlich abhängig von Reife, Wissen und Erfahrung der minderjährigen Person, ihrer Einwilligungsfähigkeit.

Unter Einwilligungsfähigkeit wird die Fähigkeit einer Person verstanden, Wesen, Bedeutung und Tragweite einer Handlung zu verstehen und ihren Willen danach zu bestimmen. Sie umfasst Einsichts-, Urteils- und Steuerungsfähigkeit.

Einwilligungsfähig ist eine Person, die in der Lage ist
– „a) den Zweck, die Notwendigkeit und die Dringlichkeit, den voraussichtlichen Verlauf, die möglichen Folgen, die potentiellen Risiken und den potentiellen Nutzen des Eingriffs und seiner Nichtvornahme zu verstehen,
– b) zu erfassen, welchen Wert die betroffenen Rechtsgüter für [sie] haben und unter welchen Alternativen [sie] wählen kann,
– c) das Für und Wider abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen” (Genske 2020, 347)

Minderjährige, die nicht einwilligungsfähig sind, haben ein Recht auf Partizipation. Ihre Meinung muss in allen sie betreffenden Angelegenheiten gehört und entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife berücksichtigt werden. (Kinderrechtskonvention, Art. 12 S. 1; Wapler 2015, Wiesemann 2020)

Was ist Diskriminierung?
Sie verletzt die Rechte einer Person, insbesondere durch Herabwürdigung.
Sie weist einer Person einen sozial niedrigeren Status zu und zielt auf Gruppen mit geringem sozialem Status.
Sie kommt erwartbar wiederholt vor. Das ist Teil der Herabwürdigung.
Das professionelle Setting birgt eigene Diskriminierungsrisiken, durch den Missbrauch von Deutungsmacht.

Minderjährige erfahren Herabwürdigung, wenn ihre Persönlichkeit nicht respektiert wird.
Kindern wird ein geringerer sozialer Status zugeschrieben. Trans Kinder gehören deshalb zu zwei Gruppen mit niedrigem sozialen Status.
Minderjährige erfahren wiederholt, nicht ernst genommen zu werden.
Minderjährige werden diskriminiert, als Kinder und als transgeschlechtliche Menschen.

Minderjährige und trans Kinder haben Anspruch auf Schutz, Fürsorge, Respekt und Gleichstellung.
Das Grundrecht auf Selbstbestimmung in der eigenen (trans) Geschlechtlichkeit schützt einen unantastbaren Kernbereich der Persönlichkeit.

Die subjektive Sicht von trans Kindern muss bei der Bestimmung des Kindeswohls berücksichtigt werden.

#protecttranskids

Weihnachtsfeier 2022

Im Namen des Regionalausschuss begrüße ich Sie herzlich zur Weihnachtsfeier 2022. Wir bedanken uns mit dieser Veranstaltung bei der Verwaltung und bei Ihnen, liebe Gäste, für Ihr Engagement für unsere Stadtteile Eidelstedt und Stellingen und für Ihr Engagement für die Menschen, die hier leben.

Reigionalausschuss

Eine Weihnachtsfeier abzuhalten, angesichts von 3 Jahren Pandemie, eines brutalen Krieges in Europa, Hinrichtungen an jungen Menschen im Iran und einem verhindertem Putsch von rechtsgerichteten Kräften, zu denen auch ein Führungskader einer Partei in unseren demokratischen Strukturen gehört, ist vielleicht nicht das Einfachste, das wir tun können.

Da wir in Hamburg eine Einheitsgemeinde sind, bleiben wir Teil der Exekutive und kontrollieren diese. Vielleicht deshalb haben Bezirksversammlungen und ihre Untergliederungen, auch durch das Evokationsrecht, wenig eigene Entscheidungsbefugnisse. Die wirklichen Entscheidungen werden immer weiter weg von den Bürger_innen gelegt.

Die Bürgerinnen wollen beteiligt werden. Wir brauchen mehr demokratisch legitimierte Entscheidungen vor Ort. Dazu leisten wir als Regionalausschuss einen wichtigen Beitrag. Wir, die Ausschussmitglieder, machen ehrenamtliche Arbeit für die Bürgerinnen unserer Stadtteile.

Demokratie benötigt den Kompromiss und die Koalitionsfähigkeit. Dass wir uns hier in Eimsbüttel nicht darauf verständigen konnten, unserem Bezirksamtsleiter eine politische Mehrheit zu geben, empfinde ich als Versagen. Denn unsere Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss erarbeitet und, wie wir jetzt erfahren haben, verteidigt werden.

Demokratie lebt durch unterschiedliche Meinungen. Wir haben die Erfahrung, dass die Arbeit an den konkreten Problemen der Bürgerinnen zu ähnlichen Ergebnissen führt. Deshalb sind die überwiegenden Beschlüsse, die der Ausschuss fasst, einstimmig.

In diesem Sinne wünschen wir uns von Ihnen, dass wir im kommenden Jahr gemeinsam und erfolgreich für alle Menschen im Stadtteil arbeiten und dass Sie unsere Arbeit weiter unterstützen.

Wir wünschen Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Für einen Paradigmenwechsel in der trans Therapie

Das System der Zweigeschlechtlichkeit spielt im Zusammenhang mit trans Geschlechtlichkeit eine wesentliche Rolle, wenn es um körpermodifizierende und kassenfinanzierte Behandlungen geht. Das Bundesverfassungsgericht 2017 [1], als auch der Bundesgerichtshof 2020 [2] haben deutliche Entscheidungen für die Mehrgeschlechtlichkeit von Menschen getroffen. Entgegen dieser klaren Rechtssprechung, haben sich die gesetzlichen Krankenkassen in ihrer Begutachtungsanleitung aus dem Jahr 2020 (3) für den Ausschluss von nicht-binären Geschlechtern entschieden. Es muss deshalb bezweifelt werden, dass die mds-Richtlinie rechtskonform ist.

Es gibt in dem grundsätzlichen Umgang mit trans Geschlechtlichkeit die Idee vom „Geschlechtswechsel“. Zwingende Folge ist das Dogma einer Transition. Es ist nicht nur der Wunsch vieler Menschen, die nach Hilfe suchen, es ist gleichzeitig eine Erwartungshaltung. Das beeinflusst die Behandlungsansätze und den Begutachtungsprozess. Es impliziert Ansprüche bei Behandler_innen und Begutachteten an Lebensläufe, Indikationskriterien, Rollenerwartungen, Sexualität, Passing und viele weitere Faktoren, die mit „richtig“ und „falsch“ gelabelt werden. Es gibt einen bewussten und unbewussten Druck, dem binären System zu entsprechen, obwohl das möglicherweise gar nicht passend ist.

Die Grundlage für die binären Setzungen der mds-Richtlinie in zwei Geschlechter ist das „Identitätsmodell“ des Geschlechts. Der Identitätsansatz trennt zwischen körperlichem Geschlecht (sex) und psychosozialem Geschlecht (gender) und führt direkt zur weit verbreiteten Idee von einem „Geschlechtswechsel“ im Zusammenhang mit trans. Das psychosoziale Geschlecht, die Geschlechtsidentität passe nicht zum körperlichen oder biologischen Geschlecht und deshalb müsse der Körper „angeglichen“ werden, das Geschlecht wird gewechselt.

Die „Geschlechtsidentität“ ist das subjektive Gefühl eines Menschen, sich weiblich, männlich oder anders zu erleben. Sie entsteht als viele Jahre andauernder Entwicklungsprozess, bis über die Pubertät hinaus. Die „Identität“ wird abgegrenzt von der „Geschlechtsrolle“. Das ist die Gesamtheit der kulturell erwarteten, als angemessen betrachteten und zugeschriebenen Fähigkeiten, Interessen, Einstellungen und Verhaltensweisen.

Es gibt 4 Ebenen der Geschlechtsentwicklung: psychisches Geschlecht (gender identity), soziales Geschlecht (role), körperliches Geschlecht (sex) und den kulturellen Kontext.

Die psychosoziale Geschlechtsentwicklung wird gekennzeichnet durch:
1. Geschlechtsidentität (gender identity)
2. Geschlechtsrolle (gender role)
3. Sexuelle Orientierung (sexual orientation)
die zusammen als psychosexuelle Trias bezeichnet werden.

Der Identitätsansatz und die daraus resultierende Binarität der Geschlechter ist in ihrem Bestehen eine Herrschaftsstruktur (Berliner, 2022), die trans Menschen durch ihre Existenz und Performanz infrage stellen. Um dem zu begegnen konstruiert der Ansatz eine scheinbar wertfreie biologische Essenz der Kategorie Geschlecht, die sich von einer „Identität“ abgrenzen lässt. Er definiert ein biologisches Geschlecht, das getrennt von Gesellschaft betrachtet werden kann. Das scheinbar wissenschaftliche Wissen vom biologischen Geschlecht und seiner Existenz wird aber in der patriarchalen Herrschaftsstruktur Geschlecht produziert. Der Identitätsansatz liefert unkritisch den ideologischen Grundstein für politische, religiöse und biologistische Transfeindlichkeit.

Er gibt trans Menschen eine Scheinexistenz, sie dürfen existieren, aber nicht in dem Sinne, dass es sie wirklich gibt. Sie dürfen auf einer kulturellen Ebene ihre „Identität wählen“ ohne dabei jedoch biologisch zu existieren. Der trans Körper wird auf seine kulturelle Repräsentation beschränkt, phys(iolog)isch existieren darf er nicht“ (Berliner, 2022). Trans Menschen scheinen die einzigen zu sein, die eine „Geschlechts“-Identität wählen. Cis Personen werden normalisiert und ihre bewusste oder unbewusste körperliche Performanz von Geschlecht verleugnet.

Was Frau und Mann sind, wird von der Kultur bestimmt und automatisch auf das Subjekt projiziert. Wer das negiert, führt einen Kampf um den Erhalt der Herrschaftsstruktur Geschlecht. Der Identitätsansatz verfolgt eine scheinbare Sachlichkeit und liefert im Kern eine Begründung, die sich gegen die materielle und damit auch biologische Existenz von trans Menschen richtet. Im Grunde leugnet er durch seine Setzungen, Definitionen und Benennungen unser sein und setzt das durch.

Geschlecht ist ein mehrdimensionaler geschlechtlicher Raum, deren Dimensionen wir heute noch nicht alle kennen und der sich deshalb nicht auf eine Binarität reduzieren lässt (Serano, 2007). Er wird mindestens durch 10 Faktoren determiniert: genetisches Geschlecht, chromosomales Geschlecht, hormonelles Geschlecht, zelluläres Geschlecht, körperliches Geschlecht, durch Umweltfaktoren, psychische Faktoren, kulturelle Faktoren, Herrschaftsfaktoren und uns noch unbekannte Faktoren. Diese Faktoren beeinflussen das Geschlecht durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion. Als Ergebnis entsteht ein multidimensionaler geschlechtlicher Raum, in dem (trans)geschlechtliche Körper als Realität existieren. Die mit dem Identitätsansatz einhergehende Idee eines „gegengeschlechtlichen“ Körpers ist deshalb zu verwerfen und die damit verbundene Vorstellung einer „Geschlechtsumwandlung“ als hinfällig anzusehen.

Jedes Individuum wird mit einem eigenen Geschlecht geboren. Die Wahrnehmung und Interpretation der eigenen Geschlechtlichkeit ist damit ein höchst privater Prozess und seine Interpretation bleibt allein der eigenen Selbstbestimmung vorbehalten.

Literaturverzeichnis

Berliner, N. (29. 11 2022). @al_berlini. Abgerufen am 05. 12 2022 von Twitter: https://twitter.com/al_berlini/status/1597595180936626182

Serano, J. (2007). Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity. Seal Press.

HörMöwe 2022 gewonnen

Die HörMöwe, der Hörfunkpreis der Bürgermedien Hamburg und Schleswig-Holstein, wurde am 19. November 2022 zum 23. Mal vergeben. Ausgezeichnet wurden die originellsten, informativsten und handwerklich besten Sendebeiträge im Bürgerfunk.

Gewonnen haben wir in der Kategorie Regionalpreis Elbstrand/Journalistischer Beitrag den Preis für Interview, Reportage, gebauter Beitrag oder Umfrage, bis ca. 15 Minuten. Er ist mit einem Preisgeld von 300 Euro dotiert.

Ausgezeichnet wurde das Interview mit Julia Gerasch, Vorständin im Intergeschlechtliche Menschen Landesverband Niedersachsen e.V., aus der Pink Channel trans Edition (Cornelia Kost und Daniel Schiano).



Danke an unsere Mütter Ricarda und Claudia von der Dyke* Edition und dem Team vom Pink Channel. Ganz besonderer Dank geht an Julia Gerasch für das berührende und preiswürdige Gespräch.

„Hauptsache nicht Anke“ – die trans Edition vom Pink Channel
– jeden 5. Samstag im Monat! 19-20 Uhr
TIDE
www.tidenet.de/radio
96.0 UKW – 95,45 Kabel – DAB+
#inter #trans #dyke

Trans Exclusionary Radical Feminists (TERF)

Das Akronym „TERF“ (trans exkludierende Radikal Feminstinnen) entstand 2008 in dem Blog „finallyfeminism101“, die Urheberin ist die cis Feministin Viv Smyth, bekannt als „tigtog“. Sie benannte damit Frauen, die sich durch Transfeindlichkeit, Cis-Sexismus, Pseudo-Biologismus, Transmisogynie und Feindseligkeit gegenüber dem Feminismus der 3. und 4. Welle auszeichnen.

Cis und trans entstammen dem „Lexikon des gesamten Sexuallebens“ von Dr. Ernst Burchard aus dem Jahr 1914. „Trans“ ist ein lateinisches Präfix, das „durch, über, hinüber, jenseits, auf die andere Seite“ bedeutet. „Cis“ bedeutet „diesseits“. Im heutigen Feminismus wird cis benutzt, weil sich nach der poststrukturalistischen Theorie Normen schlecht in Frage stellen lassen, wenn man sie nicht benennt.

TERF als Akronym wird bis heute im abwertenden Kontext für transfeindlich aktivistische Frauen verwendet. Sie zählen sich selber zum Radikalfeminismus. Ob sie überhaupt Feministinnen sind, ist umstritten, da sie sich im rechts-konservativen politischen Spektrum bewegen und dort Bündnisse suchen.

Es gehört zu den zahlreichen Absurditäten dieser Ideologie, dass es Männer gibt, die sich als TERFs identifizieren und in der Szene geduldet, bisweilen goutiert werden. Es gibt auch transgeschlechtliche Menschen, für die es als höchste Anerkennung gilt, dort Akzeptanz zu bekommen und die sich bei TERFs und den sie unterstützenden Medien anbiedern, teils aus Überzeugung. Besonders beliebt sind detrans Personen, die Schuldige für ihre Situation suchen. Sie werden, auch von TERFs, Truscum genannt (true transsexual scum, echter transsexueller Abschaum).

TERFs benutzen sich wiederholende Gedankenketten. Sie verknüpfen Genitalien, Körperabwertungen, sexuelle Perversionen, Kinder, Kriminalität, biologische und psychologische Versatzstücke in Variationen miteinander. Es sind spezifische und skurrile Gedankenkonstrukte.

1979 schrieb die US Amerikanerin Janice Raymond sogar ein Buch über ein nur von ihr erkanntes „transsexuelles Imperium“, das von TERFs als Grundlagenwerk verwendet wird. Sie haben Mühe, (trans) Geschlechter auseinander zu halten und verwechseln gerne trans Männer und Frauen. Trans Männer nehmen sie nicht wahr, sie zählen zu den Frauen und so wären trans Frauen „male-to-constructed-females“ („Männer-zu-Frauen-konstruiert“).

Das Patriarchat zwänge Männer sich zu Frauen konstruieren zu lassen (umzuwandeln), um mittels dieser Strategie alle Frauen auszulöschen. Es gäbe einen „patriarchalen Mythos“ der „männlichen Mutterschaft“ und darauf, „Frauen nach dem Abbild des Mannes zu schaffen“ um „feministische Identifikation, Kultur, Politik und Sexualität zu kolonisieren“. Transsexualität verstärke traditionelle Geschlechterstereotype, weil mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen stereotype Weiblichkeit angestrebt würde. „Alle Transsexuellen vergewaltigen Frauenkörper, indem sie die echte weibliche Form auf ein Artefakt reduzieren und sich diesen Körper für sich selbst aneignen. Transsexuelle lassen nur die offensichtlichsten Mittel der Invasion in Frauen weg, so dass sie nicht-invasiv erscheinen.“ Sie wären demnach eine „Täuschung“, um Frauenräume zu „penetrieren“.

Es gäbe ganz besonders gefährliche Exemplare dieser umgewandelten Männer, genannt „transsexuell konstruierte lesbische Feministin“. Diese wollten „Frauen auf einer tieferen Ebene besitzen“ und hätten es auf Lesben abgesehen. Sie wollten „Women-born-Women“ mittels ihrer Penisse an vergangenen Missbrauch erinnern und triggern. Sie zwängen lesbische Frauen zu penetrativem Sex, indem sie diese durch Vorwürfe lähmten, zum Beispiel den der Transfeindlichkeit. Namhafte Wissenschaftler würden angeblich an diesen und anderen TERF-Theorien forschen und es gibt sogar einen Euphemismus als Fachbegriff dafür: „The Cotton Ceiling“ (der durch eine baumwollene Unterhose bedeckte Penis). Ziel dieser Bemühungen wäre es, dass das Patriarchat die gesellschaftlich unerwünschte sexuelle Orientierung von Lesben ändern wolle und sich dazu der zwangsumgewandelten Männer bedient, Fachbegriff hier: „Corrective Rape“ (korrigierende Vergewaltigung).

Weiterlesen: Radikalfeminismus

Kleine Geschlechterkunde

Meine #kleineGeschlechterkunde aus #trans Perspektive ist der Versuch, das Thema geschlechtliche Vielfalt in kurzen Aufsätzen zusammenzufassen.

Vielfalt

Das System der Zweigeschlechtlichkeit wird permanent erzeugt, festgeschrieben und materialisiert. Zweigeschlechtlichkeit ist ein gewaltförmiger Prozess, der „anders sein“ als konstitutives Außen, als Bedingung für die Herstellung eigener Einheit produziert.

Definitionen von „Geschlecht” sind ein Instrument patriarchaler Macht. Geschlechtliche Eigenschaften sind Klischees, die je nach Region, Kultur und Jahrhundert anders gedeutet und gelebt werden. Männlichkeit und Weiblichkeit sind soziale Konstrukte, die trotzdem Realität gestalten.

Aus der Kultur in Bezug auf Geschlechterrollen resultieren gewaltvolle Ausbeutungsverhältnissen. Es bedarf der Dekonstruktion klassischer Rollenbilder, einer „subversiven Performanz“.

Trans sein greift die Konstruktionen von Geschlecht auf und bringt sie bisweilen zum Ausdruck. Es ist im Kern eine radikale und anarchische Bekenntnis zum eigenen, individuellen Geschlecht.

Geschlechtlicher Raum

Das Model der Selbstwahrnehmung „intrinsic inclination model“ nach Julia Serano:

1. Geschlecht, Ausdruck und sexuelle Orientierung sind unabhängig voneinander.
2. Geschlecht ist ein tiefer, unbewussten Seinszustand, der durch soziale oder individuelle Einflüsse nicht veränderbar ist.
3. Fünf Faktoren beeinflussen das Geschlecht durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion. Als Ergebnis entsteht ein geschlechtlicher Raum, der sich nicht einteilen lässt.
4. Die Selbstwahrnehmung steht über der, durch die körperlichen Unterschiede entwickelten, groben Binarität.

Die 5 Faktoren nach Serano:
„Geschlecht ist ein mehrdimensionaler Raum, deren Dimensionen wir heute noch nicht alle kennen. Wir wissen, das genetische, anatomische, hormonelle, Umwelt und psychologische Faktoren das Geschlecht beeinflussen und zwar durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion.“

Frau Serano möge nachsichtig mit mir sein, es folgt meine Interpretation:

Der mehrdimensionale geschlechtliche Raum
wird durch 9 Faktoren determiniert:

1. Genetisches Geschlecht
2. Chromosomales Geschlecht
3. Hormonelles Geschlecht
4. Zelluläres Geschlecht
5. Körperliches Geschlecht
6. Umweltfaktoren
7. psychische Faktoren
8. kulturelle Faktoren
9. unbekannte Faktoren

beeinflussen das Geschlecht durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion. Als Ergebnis entsteht ein geschlechtlicher Raum, der sich nicht einteilen lässt.

Jedes Individuum hat ein eigenes Geschlecht!

Regulationen

„Die neuen Erkenntnisse zeugen von komplizierten Abläufen in der Geschlechtsentwicklung, bei der zwei unterschiedliche genetische Regulationsnetze im Wettstreit miteinander stehen. Die Veränderung der Aktivität oder der Menge an Molekülen wie WNT-4 kann die Balance ins Kippen bringen und zu einem Geschlecht führen, das allein die Chromosomen so nicht vermuten lassen.“

„Neue Techniken der DNA Sequenzierung und Zellbiologie machten deutlich, dass fast jeder von uns zu einem gewissen Grad aus verschiedenen Zellen besteht, gleichsam wie ein Patchwork. Dabei haben manche unserer Zellen ein Geschlecht, das zum Rest des Körpers eigentlich nicht passt.„

Hab ich mal erwähnt, dass ich Claire Ainsworth Artikel über die Komplexität von Geschlecht sehr mag?

https://www.spektrum.de/news/die-neudefinition-des-geschlechts/1335086?fbclid=IwAR0xWrTIOhVsX8KbBTxtmTmZr0PVdhxEhvz1sEucai4mQzvXapGQFb2OR_c

Identität

Die Grundlage für die binären Setzungen der mds-Richtlinie in zwei Geschlechter ist das “Identitätsmodell” des Geschlechts. Der Identitätsansatz trennt zwischen körperlichem Geschlecht (sex) und psychosozialem Geschlecht (gender) und führt direkt zur weit verbreiteten Idee von einem „Geschlechtswechsel“ im Zusammenhang mit trans.

Die “Geschlechtsidentität” ist das subjektive Gefühl eines Menschen, sich weiblich, männlich oder anders zu erleben. Sie entsteht als viele Jahre andauernder Entwicklungsprozess, bis über die Pubertät hinaus. Die “Identität” wird abgegrenzt von der “Geschlechtsrolle”. Das ist die Gesamtheit der kulturell erwarteten, als angemessen betrachteten und zugeschriebenen Fähigkeiten, Interessen, Einstellungen und Verhaltensweisen.

Es gibt 4 Ebenen der Geschlechtsentwicklung: psychisches Geschlecht (gender identity), soziales Geschlecht (role), körperliches Geschlecht (sex) und den kulturellen Kontext.

Die psychosoziale Geschlechtsentwicklung wird gekennzeichnet durch:
1. Geschlechtsidentität (gender identity)
2. Geschlechtsrolle (gender role)
3. Sexuelle Orientierung (sexual orientation)
die zusammen als psychosexuelle Trias bezeichnet werden.

Der Identitätsansatz bestimmt den fachlichen Umgang mit trans Geschlechtlichkeit und beeinflusst die sich darauf stützenden Behandlungsansätze und den Begutachtungsprozess. Er determiniert Erwartungen bei Behandler_innen und Begutachteten an Lebensläufe, Indikationskriterien, Rollenerwartungen, Sexualität, Passing und viele weitere Faktoren, die mit „richtig“ und „falsch“ gelabelt werden. Es gibt einen bewussten und unbewussten Druck, dem binären System zu entsprechen, obwohl das möglicherweise gar nicht passend ist.

Die Genderbread Person visualisiert den Identitätsansatz und dessen binäre Implikationen:
https://www.genderbread.org/resource/genderbread-person-v4-0
und in einer genauso identitätsbezogenen aber besseren Version in Form des Gender Unicorn:
https://transstudent.org/gender/

Gehirn

Der Identitätsansatz war wiederholt Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, um physiologische Nachweise zu finden. Alle Versuche dem menschlichen Gehirn ein „Geschlecht“ nachzuweisen, gelten, bis auf unwesentliche anatomische Differenzen, als widerlegt. Dennoch ist die Idee vom Geschlecht, das zwischen den Ohren säße, ein nicht nur in der trans Szene verbreitetes Motiv.

Der Verein trans-evidence spricht von einer „Neurointersexuellen Körperdiskrepanz (NIBD)“, bei der das Nervensystem als relevantes Geschlechtsorgan betrachtet wird. Transsexuelle Menschen besitzen eine tiefe innere Gewissheit, zu welchem Geschlecht sie wirklich gehören. Das explizite Bedürfnis nach Angleichung der Lebensweise und des Körpers an das eigentliche „neurogene Geschlecht“ wird als wissenschaftlich adäquat betrachtet. Eine „trans-evidence Working Group“ genannte Gruppe Betroffener hat zur weiteren Erforschung eine „evidenzbasierte Medizin“ in den Fokus ihrer Arbeit gestellt.

Das „Neurogenitale-Syndrom (NGS)“ der Vereinigung-TransSexuelle-Menschen e.V. (VTSM) erklärt trans durch natürlich vorhandene Wissenshintergründe über das eigene „biologisch-neuronale Geschlechtswesen“. Dies stände in Abgrenzung zu den Geschlechtsrollen, die gesellschaftlichem Einfluss zugänglich sind. Es gäbe ein „Gehirngeschlecht“, welches nicht dem Geschlecht des anatomischem Körper entspricht. Ein fest verschaltetes Körperbild im neuronalem Netz wolle den passenden „Geschlechtskörper“. Nur Menschen post Genitalangleichung wären nach dieser Fantasie vollwertige Frauen bzw. Männer. Es würde kein Geschlecht umgewandelt, es würde nur der fehlerhafte Körper korrigiert.

Feminismus

Die Frauenbewegung wird historisch in vier „Wellen“ beschrieben.
1. Welle 1850 – 1920 (Clara Zetkin)
2. Welle 1968 – 1989 (Autonome Frauenbew., Radikalfeminismus)
3. Welle 1992 (Netzfeminismus)
4. Welle 2007 (intersektional, inklusiv)

TERFs gehören der 2. Welle an und negieren ihre historischen Bezüge, wenn sie die 4. Welle für sich beanspruchen. Wir sprechen heute vom dekonstruktivistischen Feminismus oder Postfeminismus. Das biologische (sex) und soziale Geschlecht (gender) sind gesellschaftliche Konstrukte. Die daraus abgeleiteten Geschlechtsidentitäten sollen aufgelöst, dekonstruiert werden, denn Geschlecht ist individuell.

Zwei Begriffe tauchen in den Diskussionen immer wieder auf:

1. Essentialismus: Gruppen werden durch Eigenschaften bestimmt und ein Mensch wird zum Teil dieser Gruppe, wenn er diese Eigenschaften hat. Mann und Frau bestehen aus der Essenz des Männlichen oder Weiblichen. Deshalb gibt es eine „Materialität“ in Form (binärer) Geschlechter.
Im Feminismus gibt es Strömungen, die Geschlechtseigenschaften als essentiell ablehnen und nur die Essenz des Menschen postulieren, weshalb wir alle gleich(wertig) sind.

2. Konstruktivismus: (natur)wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen in einem gesellschaftlichen Kontext und bilden diesen ab, sie sind hergestellt. Auch materielle Körper erlangen ihre Bedeutung in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Geschlechtliche Kategorisierung ist gesellschaftliche Praxis und konstruiert. Das (binäre) Geschlecht wird durch die Kultur unseres Zusammenlebens gestaltet.

Gesschlechtereigenschaften sind Klischees, die je nach Region, Kultur und Jahrhundert anders waren und sind. Die Konstruktion von Geschlecht ist mit Machtbeziehungen und Wahrheitspolitiken verbunden. Die Definition von Geschlechts ist ein Instrument patriarchaler Macht und die binären Polarisierungen sind gewollt. Dies sichtbar zu machen, führt zwangsläufig zu Zumutungen und zum Schmerz des anders seins.

In der patriarchalen Machtausübung ist Frau keine Selbstdefinition, sondern zugewiesen, verbunden mit weniger Macht und geringerer Kompetenz. Das Patriarchat weist Menschen, die geschlechtliche Vielfalt leben, nicht den Männern zu, denn sie müssen oder mussten Weiblichkeit leben. Sie sind damit alle patriarchaler Machtstrukturen ausgesetzt. Die Abwertung oder Exklusion genderdiverser Menschen wertet Weiblichkeit ab und damit faktisch grundsätzlich alle Frauen.

trans Feminismus

Die Zuweisung, was eine Frau sei, schafft schmerzhafte und gewaltvolle Implikationen, wie die Gleichsetzung von Frau sein und schwanger werden (können). Die dafür benutzten körperlichen Merkmale, häufig einhergehend mit einem simplifizierenden Biologismus, definieren eine Leistungsfähigkeit der Frau als Ideal eines (radikalen) Feminismus. Die Kategorie Frau wird zu etwas monolithisch Benennbarem.

Trans sein ist die körperliche Erfahrung, etwas nicht zu haben und zu können. Trans ist eine Irritation, die bei allen, die damit umgehen müssen, häufig zu Ablehnungen und Abwehr führt. Das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal von trans. Radfems machen sich diese Irritationen zu eigen. Das dokumentieren sie durch ihre öffentlichen Beiträge, wenn sie Bilder von trans Körpern ableistisch wertend kommentieren. Sie verengen die Definition Frau auf „wahre“ (cis) Frauen.

Damit treffen sie den Kern der Ideologie mancher trans Frauen, die den eigenen Irritationen entfliehen wollen und sich auf der Suche nach den „echten“ Frauen anschließen. Sie ordnen ihr trans sein der gesellschaftlichen Erwartungslogik von Eindeutigkeit unter. Alles muss verstehbar sein und in binären Kategorien einsortiert werden: weiblich, männlich und dann eben trans. Der operierte Körper, der einen „penisfreien“ Raum garantiert, wird zur geduldeten Kategorie, die das frau sein eben noch berührt aber nie erreichen kann. Diese trans Frauen sind aus Sicht der Radfems keine „echten“ Frauen. Als Kronzeuginnen sind sie akzeptiert, als zu „Frauen“ konstruierte Männer.

Die Diskussion um eine Definition folgt einer gesellschaftlichen Entwicklung, die die Möglichkeiten Frau zu sein enger macht, Pinkifizierung wäre ein Stichwort. So treffen trans gesperrte Frauenräume zuerst die nicht binär konformen Frauen und in der Folge alle Frauen. Sie müssen sich mühen, möglichst raumkonforme Rollenbilder zu generieren und zu replizieren. Für Butches und gender nonkonforme Frauen ist in der Welt der anti trans Gesetzgebung kein Platz. Butches definieren sich, in der Welt der Radfems, heute ohnehin eher als trans oder nicht binär. Sie treten einfach aus dem Frau sein aus und üben damit Verrat am Frau sein. Eine ganz neue Generation von Mädchen hat angeblich das trans sein als Ausweg für sich entdeckt, da sie keine Diskriminierungserfahrungen als Frauen machen wollen. Nichts von dem stimmt, trotzdem bleibt auf allen Seiten Trauer, Verrat und Schuldzuweisungen.

Die Perspektiven von Mädchen erleben viele Widerstände. Wenn jungen Menschen bis zum 25 Lebensjahr an der Transition gehindert werden sollen, werden sie zwangsweise in die cissexistische Normierung gezwungen. Das ist eine Gewalt, die gegen (in der Logik der Radfems) Mädchen und ihr körperliches Selbstbestimmungsrecht vollzogen werden soll. Menstruation und Schwanger ist nicht dasselbe wie Mädchen sein. Es ist zu respektieren, wenn sie ihre Selbstbezeichnungen als Frau oder in anderen Geschlechtlichkeiten finden. Und sie verlieren als trans Männer nicht das Recht auf Solidarität, weil sie denselben Verletzungen durch patriarchale Gewalt ausgesetzt waren. Alle die Weiblichkeit gelebt haben oder leben sind von dieser Gewalt betroffen.

Trans benötigt cis als Begriff untereinander und wenn über Sexismus geredet werden muss. Sexismus benennt die Hierarchie (Herrschaft, Macht und binäre Geschlechtlichkeit) zwischen Männern und Frauen. Cis Frauen sind diskriminiert und trans Menschen werden den privilegierten Männern zugerechnet. Der Cissexismus benennt die Hierarchie (Geschlecht binär) zwischen cis und trans Frauen. Cis Frauen sind privilegiert, weil sie in ihrem Geschlecht als (biologisch) existent gelten. Trans wäre eine identitäre Illusion und nicht existent.

Der aktuelle Diskurs im trans Spektrum trennt das Körpergeschlecht nicht mehr vom geschlechtlichen Selbstverständnis. Damit schwindet der Druck zur körperlichen Transition. Trans ist keine Selbstdefinition oder ein Geschlechtswechsel, eine Migration. Trans ist das Wahrnehmen und Akzeptieren einer divergenten Geschlechtlichkeit als Teil einer körperlichen Realität. Trans Körper und der geschlechtliche Ausdruck können sich heute deutlicher aus den normativem Vorstellungen von Geschlecht heraus bewegen. Dieses intelligible Geschlechterverständnis ist das Schreckgespenst der Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz.

Die Verfielfältigung von Geschlechtern und deren Verhältnissen zueinander, kann ein Gewinn für Frauen sein, weil es mehr (Über)Lebensoptionen bringt. Es ist ein legitimes Ziel, den geschlechtlichen Raum zu ergründen und dessen Diversität und vielfältigen Optionen lebbar zu machen.
Wir können den Streit nicht vermeiden und den safe space zur Verletztlichkeitsabwehr gibt es nicht. In den Konsequenzen patriarchaler Gewalt zu streiten macht unsouverän. Menschen können kämpfen, wenn sie nicht direkt betroffen sind. Deshalb bedarf es ein Mindestmaß an Akzeptanz für trans, um das Thema besprechbar zu machen.
Wenn wir Aktivismus nachhaltig machen möchten, müssen wir unaufgeregt um Solidarität ringen.

http://beyond-binary.net/2021/05/01/das-wollknaeuel-besprechbar-machen/

Radikalfeminismus

Der Radikalfeminismus ist eine strukturorientierte Gesellschaftsanalyse auf historisch-materialistischer Basis. Zweck dieser Analyse ist radikale Patriarchatskritik, aus der politisches Handeln entstehen soll. Der strukturorientierte Feminismus der 1970er und 80er Jahre ist eine Analyse der Herrschaftsverhältnisse im Zusammenhang von Kapitalismus und Patriarchat. Der Radikalfeminismus entstand aus dieser zweiten Welle des Feminismus. Historischer Materialismus ist die theoretische Erklärung von Gesellschaft und ihrer Geschichte nach Marx und Engels, Materialismus: „Glaube nur, was Du siehst, was Du erkennst und was Du verstehst“.

Mädchen und Frauen sind weltweit aufgrund ihrer Geschlechtsorgane von sexueller Gewalt betroffen. Diese Gewalt wird überwiegend von Männern ausgeübt. Die Herrschaft der Männer wird durch Macht über weibliche Körper durchgesetzt. Patriarchale Unterdrückungsmechanismen sind gekoppelt an Geschlechtsorgane, damit an die Biologie von Menschen.

Das Patriarchat hat über die Biologie des Körpers hinaus, zum Zwecke der Machtausübung, ein Interesse daran, zu bestimmen was Geschlecht ist. Deshalb weist das Patriarchat Geschlechterrollen und Stereotypen zu. Gefühle, Hobbys und Vorlieben sind patriarchal konstruiert. Kinder werden von der Geburt an mit patriarchalen und damit sexistischen Denkmustern sozialisiert. Diese Diskriminierung ist ein toxisches und wirkmächtiges Konstrukt, das Frauen in die Machtstrukturen des Patriarchats zwingt. Es sei deshalb ein sehr signifikanter Unterschied, ob jemand männlich oder weiblich sozialisiert wurde.

Geschlecht ist aus radikalfeministischer Sicht an die Biologie der Geschlechtsorgane, an die Sozialisation und an kulturelle Konstruktionen gekoppelt. Geschlecht habe keinen zugrundeliegenden und unveränderbaren Kern, es sei deshalb nicht essenziell.

Die Kritik an Transsexualität ist vor allem eine Kritik am vorherrschenden Identitätsmodell. Nach diesem Modell weicht ein „Identitätsgeschlecht“ von dem „biologischen“ Geschlecht des Körpers ab. Das Identitätsgeschlecht entwickelt sich im Laufe des Lebens und ist unveränderbar.

Da aus radikalfeministischer Sicht Geschlecht ein patriarchales Machtinstrument ist, werden patriarchale gesellschaftliche Konzepte, Stereotypen und Geschlechterrollen zu einer „Geschlechtsidentität“ gemacht. Damit erfolge eine Festschreibung des gesamten toxischen Gender-Systems. Transsexualität könne es nur wegen der patriarchal konstruierten Geschlechtunterscheidung geben und deshalb gäbe es sie eigentlich nicht. Nicht „der Körper“ sei das Problem, sondern die Gesellschaft um diesen Körper herum. Deswegen lehnen Radikalfeministinnen Hormongabe und Operationen ab.

Trans Exclusionary Radical Feminists (TERF)

Das Akronym „TERF“ entstand 2008 in dem Blog „finallyfeminism101“, die Urheberin ist die cis Feministin Viv Smyth, bekannt als „tigtog“. Sie benannte damit Frauen, die sich durch Transfeindlichkeit, Cis-Sexismus, Pseudo-Biologismus, Transmisogynie und Feindseligkeit gegenüber dem Feminismus der 3. und 4. Welle auszeichnen.

Cis und trans entstammen dem „Lexikon des gesamten Sexuallebens“ von Dr. Ernst Burchard aus dem Jahr 1914. „Trans“ ist ein lateinisches Präfix, das „durch, über, hinüber, jenseits, auf die andere Seite“ bedeutet. „Cis“ bedeutet „diesseits“. Im heutigen Feminismus wird cis benutzt, weil sich nach der poststrukturalistischen Theorie Normen schlecht in Frage stellen lassen, wenn man sie nicht benennt.

TERF als Akronym wird bis heute im abwertenden Kontext für transfeindlich aktivistische Frauen verwendet. Sie zählen sich selber zum Radikalfeminismus. Ob sie überhaupt Feministinnen sind, ist umstritten, da sie sich im rechts-konservativen politischen Spektrum bewegen und dort Bündnisse suchen.

Es gehört zu den zahlreichen Absurditäten dieser Ideologie, dass es Männer gibt, die sich als TERFs identifizieren und in der Szene geduldet, bisweilen goutiert werden. Es gibt auch transgeschlechtliche Menschen, für die es als höchste Anerkennung gilt, dort Akzeptanz zu bekommen und die sich bei TERFs und den sie unterstützenden Medien anbiedern, teils aus Überzeugung. Besonders beliebt sind detrans Personen, die Schuldige für ihre Situation suchen. Sie werden, auch von TERFs, Truscum genannt (true transsexual scum, echter transsexueller Abschaum).

TERFs benutzen sich wiederholende Gedankenketten. Sie verknüpfen Genitalien, Körperabwertungen, sexuelle Perversionen, Kinder, Kriminalität, biologische und psychologische Versatzstücke in Variationen miteinander. Es sind spezifische und skurrile Gedankenkonstrukte.

1979 schrieb die US Amerikanerin Janice Raymond sogar ein Buch über ein nur von ihr erkanntes „transsexuelles Imperium“, das von TERFs als Grundlagenwerk verwendet wird. Sie haben Mühe, (trans) Geschlechter auseinander zu halten und verwechseln gerne trans Männer und Frauen. Trans Männer nehmen sie nicht wahr, sie zählen zu den Frauen und so wären trans Frauen „male-to-constructed-females“ („Männer-zu-Frauen-konstruiert“).

Das Patriarchat zwänge Männer sich zu Frauen konstruieren zu lassen (umzuwandeln), um mittels dieser Strategie alle Frauen auszulöschen. Es gäbe einen „patriarchalen Mythos“ der „männlichen Mutterschaft“ und darauf, „Frauen nach dem Abbild des Mannes zu schaffen“ um „feministische Identifikation, Kultur, Politik und Sexualität zu kolonisieren“. Transsexualität verstärke traditionelle Geschlechterstereotype, weil mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen stereotype Weiblichkeit angestrebt würde. „Alle Transsexuellen vergewaltigen Frauenkörper, indem sie die echte weibliche Form auf ein Artefakt reduzieren und sich diesen Körper für sich selbst aneignen. Transsexuelle lassen nur die offensichtlichsten Mittel der Invasion in Frauen weg, so dass sie nicht-invasiv erscheinen.“ Sie wären demnach eine „Täuschung“, um Frauenräume zu „penetrieren“.

Es gäbe ganz besonders gefährliche Exemplare dieser umgewandelten Männer, genannt „transsexuell konstruierte lesbische Feministin“. Diese wollten „Frauen auf einer tieferen Ebene besitzen“ und hätten es auf Lesben abgesehen. Sie wollten „Women-born-Women“ mittels ihrer Penisse an vergangenen Missbrauch erinnern und triggern. Sie zwängen lesbische Frauen zu penetrativem Sex, indem sie diese durch Vorwürfe lähmten, zum Beispiel den der Transfeindlichkeit. Namhafte Wissenschaftler würden angeblich an diesen und anderen TERF-Theorien forschen und es gibt sogar einen Euphemismus als Fachbegriff dafür: „The Cotton Ceiling“ (der durch eine baumwollene Unterhose bedeckte Penis). Ziel dieser Bemühungen wäre es, dass das Patriarchat die gesellschaftlich unerwünschte sexuelle Orientierung von Lesben ändern wolle und sich dazu der zwangsumgewandelten Männer bedient, Fachbegriff hier: „Corrective Rape“ (korrigierende Vergewaltigung).

Wem dieser Unsinn nicht gereicht hat, liest im nächsten Kapitel weiter:

ROGD und Autogynephilie

Bei ROGD „Rapid Onset Gender Dysphoria – plötzlich auftretende Geschlechtsdysphorie“ handelt es sich nicht um eine Diagnose. Es wird die Wahrnehmung von Eltern beschrieben, deren Kinder angeblich plötzlich, in der Pubertät, transgeschlechtlich würden. ROGD kam 2016 in 3 transfeindlichen Blogs auf. Auf Initiative von Lisa Littmann wurde ein Konzept der „sozialen Ansteckung“ konstruiert. Der Kontakt mit dem Thema trans in soz. Medien würde einen Gruppenzwang auslösen, der zu einem Trend geführt haben soll. Außerdem hätten vorgeblich Mädchen einen Hass auf ihre Körper, sie werden diskriminiert und das mache sie besonders „empfindlich“ dafür. Das reicht aber noch nicht. Mädchen hätten zusätzlich alle Arten von psych. Störungen, Komorbiditäten, PTBS und ADHS.

Grundlage der ROGD Idee ist ein klassischer verschwörungstheoretischer Ansatz, die Gleichsetzung des Auslösers mit der Ursache.

Die ROGD These erfreut sich im genderkritischen Umfeld großer Beliebtheit und wird gerne kolportiert, da sie Mädchen als „Opfer“ inszeniert. Nun brauchte es eine Theorie für Jungen und welch Wunder, die gibt es und hier sind sie die „Täter“: Autogynephilie.

Autogynephilie erfand der Psychologe Ray Blanchard 1989. Er leugnete die Existenz von transgeschlechtlichen Menschen und konzeptualisierte sie als „normale“ Menschen, die vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. Dabei betrachtete er Homosexualität als von Natur aus „echt“ und trans als „gefälscht“. Er unterschied Homosexualität, die für ihn akzeptiert ist, von abnormer sexuelle Neigung, als Fachbegriff eine „Paraphilie“.

Er unterschied 2 Gruppen von Männern –

1. Homosexuelle Männer, die ihre Homosexualität durch die Transition zur Frau ausleben könnten.
2. Heterosexuelle Männer, die durch die Fantasie, sie wären weiblich und/oder hätten einen weiblichen Körper sexuell erregt würden.

Sie hätten also einen „irregeleiteten heterosexuellen Sexualtrieb“, der sie dazu brächte, selbst Frauen zu werden.

Für TERFs, genderkritische und Schwurbler Settings sind Bezüge zu ROGD und Autogynephilie ein gutes Erkennungszeichen.

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